Quelle - Royal Dutch Maritime Museum Amsterdam


Wer sich einmal ein wenig näher mit der Historie Spitzbergens beschäftigt wird wohl um einen Aspekt in der Geschichte dieser Inselgruppe kaum herum kommen – dem Walfang. Es ist ein dunkles Kapitel der menschlichen Gier, der Walfang war oft der Garant der Menschheit in Sachen wirtschaftlicher und kultureller Entwicklung. Unmittelbar nach dem Wilhelm Barents mit der frohen Kunde dieser Landentdeckung in seine Heimat zurückkehrte, löste er einen wahren Run auf die biologischen Ressourcen dieses Gebietes aus. Die Völker Westeuropas dürsteten förmlich, zu Beginn des 16. Jahrhunderts, nach den Produkten der hiesigen Wale.

Schnell machten sich die Fangflotten, verschiedener europäischer Nationen, auf den Weg in den Norden um dort den Wal zu jagen. Gejagt wurde der „richtige Wal“ – der Northern Right Whale, genauer gesagt einen Vertreter aus der Familie der Glattwale, den sogenannten Nordkaper.

Quelle - Royal Dutch Maritime Museum Amsterdam


Wie brutal muss es hier einst zugegangen sein, im 17. Jahrhundert, tief hingen die Rauchfahnen der zahllosen Trankessel über der See. Der Ruß färbte den Schnee und die Gesichter der Männer schwarz. Es muss hier erbärmlich gestunken haben. Die Menschen mit schmutzigen und rußgeschwärzten Gesichtern und in notdürftig geflickter Kleidung. Ein, in jeder Beziehung, trauriger und trostloser Ort. Ein „Industriegebiet“ fernab der Zivilisation. Der Tod war hier ein ständiger Begleiter der Männer, welche an Land und auf den Schiffen ihrem Handwerk nachgingen.

Quelle - Royal Dutch Maritime Museum Amsterdam


So hat die Behörde des Sysselmannen mehr als 1.000 Gräber an den Küsten Spitzbergens registriert. Die allermeisten von ihnen stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Viele von ihnen waren einst als Walfänger oder Robbenjäger hierher gekommen. Aber auch andere Personen gaben hier ihr Leben auf Spitzbergen, beispielsweise als Minenarbeiter, als Expeditionsmitglied, Trapper, was auch immer, viele sahen ihre Heimat nie wieder, sie blieben hier oben, auf dem nördlichsten Außenposten der menschlichen Zivilisation.

Quelle - Royal Dutch Maritime Museum Amsterdam


Alle gefundenen Grabstätten und die weiteren menschlichen Hinterlassenschaften, aus den verschiedensten Epochen der menschlichen Wirkens, sind natürlich allesamt historische Stätten, daher stehen diese unter dem besonderen Schutz des Staates Norwegens. Es zeigt sich offensichtlich, dass auch hier oben versucht wurde, jedem dieser unglücklichen Seelen ein christliches Begräbnis an Land zu geben. Seebestattungen waren eher selten. Die Gräber sind heute allerdings eine wahre Goldgrube für die Archäologen. Die Ausrüstungsgegenstände und Kleidungsstücke sind in einem unerwartet guten Zustand und können uns somit viel aus der damaligen Zeit berichten.


Quelle - Royal Dutch Maritime Museum Amsterdam


Wenn der Mensch etwas beginnt, er seiner Sache sicher scheint, und diese verspricht, unter dem Strich, für ihn einen guten Gewinn abzuwerfen, dann setzt er oft „Himmel und Hölle“ in Bewegung um dieses Ziel zu verwirklichen. Das ist auch Heute noch so, und auch die damalige Zeit macht da keinen Unterschied zur Gegenwart. Wenn der ideale Platz gefunden ist um seine „Industrie“ zu etablieren, dann wird dieser auch in Anspruch genommen. Einer dieser Orte war einst Smeerenburg – die Fettburg – auf der kleinen Insel Amsterdamøya im Smeerenburgfjorden gelegen. Es ist wohl kaum an zu nehmen, dass sich die damaligen Menschen an der phantastischen Szenerie dieses Ortes erfreuten, so wie wir es heute tun.


Der Name der Insel und die Stelle, wo sie sich niederließen, ist ein eindeutiger Hinweis dafür welche Nation hier, im 17. Jahrhundert, Geschäfte machte – es war die Niederlande. Jedoch auch andere Nationen als die der Niederländer waren hier, in dieser Region Spitzbergens, vertreten. Ein jeder wollte dabei sein, wenn es galt sich ein Stück des Kuchen zu sichern. Dieser Platz, im Norden des Spitzbergen Archipels, ist nahezu ideal für die damaligen Aktivitäten, das flach abfallende Terrain bot viel Raum um die damalig benötigte Infrastruktur zu installieren.


Quelle - Royal Dutch Maritime Museum Amsterdam


Viele Mythen, Legenden und Geschichten ranken sich bis Heute um diese ehemalige Hochburg der menschlichen Gier. Es kursieren Gerüchte, dass sich hier, während dieser Zeiten, mehr als 20.000 Menschen aufgehalten haben sollen. Es soll hier eine Kirche errichtet worden sein und Damen des waagerechten Gewerbe sollen den Männern ihr schwer verdientes Geld aus der Tasche gezogen haben.

Vieles von dem ist wohl freiweg erfunden, sicher, es haben sich hier zahlreiche Männer – und nur die – aufgehalten. Es gab Unterkünfte sowie Lager, Werkstätten – um die Schiffe und Ausrüstung instand zu halten. Vielleicht gab es auch eine Spelunke... vielleicht hatte es auch einen Diener Gottes hierher verschlagen, zumindest zeitweise. Zu tun gab es für ihn eine Menge, der Gevatter Tod schaute den Männer alltäglich über die Schulter bei ihrem Tagewerk, ob an Land oder auf See.


Quelle - Royal Dutch Maritime Museum Amsterdam

(c)2024 by Axel Krack