Odobenus rosmarus rosmarus


Es gibt eine Menge über diese intelligenten Meeressäuger der Arktis zu berichten. Weit mehr als ich auf dieser Webpräsenz vermag darzubieten. Dieses trifft jedoch auf die meisten Vertreter der polaren Fauna zu.

Wussten Sie übrigens, dass das Walroß das zweit gefährlichste Tier in der arktischen Fauna ist, - nach dem Polarbär versteht sich.


Heute steht das Walross unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens und darf nur noch allein von den eskimoischen Völkern zu deren Ernährung geschossen werden. Die Fangzahlen sind genau vorgegeben und werden, von den Behörden, akribisch dokumentiert. Seit Anbeginn seiner Existenz nahm dieser große Meeressäuger auch einen festen Platz innerhalb der spirituellen Welt der Naturvölker des Nordens ein.

Probleme ganz anderer Art kommen auf das Walross jedoch in der Zukunft zu. Der einsetzende Klimawandel erfordert ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit des Säugers an die Veränderungen in seinem Lebensraum. Sein natürliches Habitat, das Meereis, schwindet im Norden von Jahr zu Jahr rapide. Aber nicht nur das offensichtliche Meereis der Arktis schwindet, mit dem Abschmelzen verändert sich auch das Ökosystem - die Nahrungsgrundlage - aller Arten in den arktischen Breitengraden.

 


Ob das Walross sich dieser zukünftigen Herausforderung wird stellen können, wird sich wohl in nicht allzu ferner Zukunft zeigen. Wie bei jeder Veränderung, in den zurückliegenden Jahrmillionen der Erdgeschichte, gibt es Gewinner und Verlierer bei der sich einstellenden Veränderung. Ob das Walross in der Zukunft zu den Gewinnern zählt... weiss allein die Zukunft.


Neben dem wohl bekannten König der Arktis - der Polarbär - hat es besonders das Walross den Besuchern des Nordens angetan. Seine beeindruckende Größe und seine nahezu friedfertige Behäbigkeit fasziniert den Besucher. Allerdings täuscht, wie allzu oft, der erste Eindruck, so auch hier. Außer den Menschen und den Schwertwal - dem Orca - hat diese Großrobbe keine Feinde zu fürchten.

Selbst der Polarbär macht einen weiten Bogen um die ausgewachsenen Walrösser. Die wichtigste Waffe der Robbe sind seine mächtigen, über 1 m langen, Zähne. Sie sind jedoch nicht nur Waffe, sondern auch Statussymbol und ebenso ein Werkzeug für das Tier.


Wenn man jedoch einmal etwas mehr Zeit mit diesen Tieren verbringt und dabei aufmerksam ihre Verhaltensmuster studiert, so wird man feststellen, das ein hohes Maß an Intelligenz und, damit verbunden auch, Neugierde diese Robbe prägt. Ihre "Überlegenheit" und das Auftreten in großer Zahl macht diesen Meeressäuger zu einem nahezu omnipräsenten Darsteller auf den Reisen der Besucher in der Arktis. Andere Robbenarten der Arktis zeichnen sich besonders durch ihre natürliche Scheu aus.



Der Name dieser Robbenart an sich ist schon recht ungewöhnlich - Walross. Dabei stammt dieser Meeressäuger weder direkt aus der Ordnung der Waltiere noch entstammen diese Robben der Familie der Equidae - der Pferde.

Woher stammt eigentlich diese Wortschöpfung? Die Grundlage des Namens entstammt wohl der deutschen, niederländischen oder der alten norwegischen Sprache. Der erste Teil des Namens entstammt wohl wahrscheinlich dem niederländischen Begriff "Valvis" - Wal. Der zweite Teil des Namens hingegen könnte eher aus dem altnorwegischen entstammen "Hross" - Pferd - übersetzt bedeutet Hrossvalr so viel wie "Pferdewal".


Eine weitere Theorie der Namensfindung könnte wiederum aus dem Niederländischen entstammen, so bedeutet "Wal" soviel wie - Küste und "Reus" - Riese - zusammengesetzt ergibt dies den Begriff – Küstenriese.

Die lateinische Bezeichnung dieser Art lautet "Odobenus rosmarus". Der Teil "Rosmarus" entstammt eindeutig dem skandinavischen Sprachraum. Der erste Teil des wissenschaftlichen Namens hingegen entstammt der griechischen Sprache und setzt sich aus zwei Wörter zusammen "Odus" - Zahn und "Baino" - Laufen - zusammen – also Zahngeher.


Das Walross hat bereits eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich - wie viele andere irdische Lebensformen ebenso. Diese Robben leben in 3, jeweils räumlich voneinander getrennten, Unterarten innerhalb des arktischen Ozeans. Wobei sich die einzelnen Unterarten oft n weitere Populationen aufteilen, welche bisweilen ebenfalls geographisch voneinander getrennt leben.

Jede der 3 Unterarten trägt einen Zusatz im Namen, welcher teilweise auf ihren Lebensraum hindeutet. Odobenuns rosmarus rosmarus lautet der Name für die atlantische Unterart, Odobenus rosmarus divergens hingegen ist der Name für das pazifische Walross und schlussendlich gibt es noch Odobenus rosmarus laptevi, dieses lebt in der russischen Laptev See - einem Randmeer des arktischen Ozeans.

Wobei sich die Wissenschaft bei der 3. Unterart allerdings nicht ganz sicher ist, ob es sich bei ihr nicht doch um eine ursprüngliche Population des atlantischen Walrosses handeln könnte.



Neben ihren augenscheinlichen Zähnen, zeichnen sich diese Robben eben durch ihre enorme Körpergröße aus. Erwachsene Bullen können durchaus ein Gewicht von mehr als 2.000 kg auf die Waage bringen. Sie werden bezügliche ihrer Größe und ihres Gewichtes nur noch von den See Elephanten übertroffen. Walrosse leben in großen Herden mit einer festen Sozialstruktur.

Bedingt durch ihr relativ stressfreies Leben verfügen die Tiere über eine relativ lange Lebensspanne, welche in der Gefangenschaft leicht die eines Menschen entspricht. Diese Robben ernähren sich in der Hauptsache von der Benthos Fauna nahe den arktischen Küsten. Sie sind also auf die Gebiete des Flachwassers und eine definierte Topographie angewiesen - insbesondere was die Strände anbelangt.



Das Walross gehört zu der Ordnung Carnivora - Fleischfresser - übrigens so wie der Mensch auch. Diese Robben besetzen als einzige verbliebene Art den Stamm der Odobenidae innerhalb der Unterordnung Pinnipedia - Flossenfüßer.

Die beiden anderen Stämme sind die Phocidae - Hundsrobben und die Otariidae - Ohrenrobben. Es ist, bis zum heutigen Tage, jedoch in der Fachwelt umstritten, ob alle 3 Stämme dem gleichen Ursprungs entstammen - also Monolytisch. Oder sind sie Diphelytisch - also verschiedenen Ursprungs. Neueste Genom Analysen legen allerdings die Vermutung nahe, dass sich die Zahnrobben und Ohrenrobben vor ca. 20 - 26 Mio. Jahren von den Hundsrobben abgetrennt haben müssen. Die Trennung dieser Robbenfamilie von den Ohrenrobben ist hingegen ist eher auf den Zeitraum vor 15 - 20 Mio. Jahre zu beziffern.



Zu diesem Zeitpunkt innerhalb der Erdgeschichte umfasste die Familie der Odobenidae noch 20 verschiedene Arten, welche teilweise in Unterfamilien eingeordnet wurden - Alle anderen Arten sind jedoch bereits ausgestorben. Der nächsten Verwandten dieser Robben sind die heutigen Bären. Der Fluss und Austausch an genetischem Material zwischen den Unterarten im Atlantik und Pazifik ist, auf Grund der offensichtlichen räumlichen Trennung, recht gering. Schätzungen gehen davon aus, das sich die Altlantische und Pazifische Unterart in einem Zeitraum von ca. 500 - 750 Tausend Jahren getrennt haben müssen. Hierbei spielten sicherlich auch die stattgefundenen tektonischen Veränderungen und die Vereisungsperioden des Planeten eine entscheidene Rolle.


Auch bei dieser Robbenart existiert ein augenscheinlicher Geschlechtsdimorphismus, das heißt, die Männchen sind größer und massiger als die Weibchen dieser Gattung. Dieser Umstand ist bei den meisten in einem Haarem lebenden Säugetieren der Fall. Auch gibt es offensichtliche Größenunterschiede bei den verschiedenen Unterarten. So ist das pazifische Walross bei weitem größer als sein atlantischer Verwandter.



Hinweisen möchte ich an dieser Stelle noch auf die Bedeutung der langen Schnurrhaare - den sogenannten Wiskern dieser Robbenart. Lange Zeit war man der Meinung, die Walrosse nutzen ihre Zähne dazu den Meeresboden zu durchfurchen um so an ihre begehrte Nahrung - den Schnecken und Muscheln zu kommen. Diese Annahme ist jedoch falsch. Der Meeresboden wird eher mit Hilfe der empfindlichen Schnurrhaare - der Whisker abgetastet.


Diese Haare dienen also nicht dem Körperschmuck oder dergl. sie sind vielmehr ein hochempfindliches und präzises taktiles Sinnesorgan. Ca. 400 - 700 dieser Haare besitzt ein Tier. Sie stehen sorgfältig aufgereiht in 13 - 15 Reihen. Jedes dieser, bis zu 30 cm langen Fühler (denn mit Haaren im eigentlichem Sinne, teilen sie nur ihr Aussehen), ist von Nervenbahnen durchzogen. Auch können diese Fühler mit Hilfe von Muskelkontraktionen bewegt werden. Eine "Bartrasur" könnte also für diese Robben durchaus schmerzhaft sein. Selbstverständlich nutzen sich die Tastorgane im Laufe der Jahre ab. Die Sinnesleistung dieses Tastorgans ist enorm, mit ihrer Hilfe ist die Robbe in der Lage Gegenstände von einer Größe von bis zu 3 mm zu unterscheiden.

Mehr über diese beeindruckenden Meeressäuger, ihre Anpassung an den Ökosystem und ihr Leben im Allgemeinen können Sie, wenn Sie denn möchten, in meinem Buch über Spitzbergen erfahren. Dies gilt selbstverständlich auch für weitere interessante Vertreter aus der arktischen Fauna.

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