Im Bereich von Ostgrönland (Tunu) findet sich, mit einer Länge von ca. 350 km, das größte Fjordsystem der Welt. Es ist der Kangertittivaq - großer Fjord - (oder der auch Scoresbysund) ist kein Sund im eigentlichen Sinn des Wortes. Ein Sund besitzt zwei Öffnungen (wie Beispielsweise der Prins Christian Sund im Süden Grönlands), es ist vielmehr ein Fjord (also eine Sackgasse im geographischen Sinne).

Quelle - NASA


Wahrscheinlich waren die Entdecker dieses Meeresarmes einst dem Trugschluß aufgesessen, dieser Fjord könnte hinüber bis an die Westküste der Insel reichen. Also die Insel Grönland in zwei Hälften spalten. Wir, die modernen Menschen, wissen es mittlerweile jedoch besser, Dank der Flugzeuge und Satelliten.

Wenn eine Reise die Region Ostgrönland besucht, so ist dieser Bereich - im Scoresby Sund - die zugänglichste Region (ausgenommen von Tasilaq vielleicht). Hier gibt es viele Möglichkeiten diese eindrucksvolle Natur zu geniessen, sei es mittels Anlandung oder in einer Schlauchbootfahrt zwischen den Eisbergen.


Der Kangertittivaq mündet in den Nordatlantik, genauer gesagt in die Grönlandsee. Er weist eine baumähnlich verästelte Struktur auf, dessen 110 km langes Hauptbecken - Hall Bredning - sich in etliche Fjorde verzweigt. Das gesamte Fjordsystem kommt dabei auf eine Gesamtfläche von 38.000 Quadratkilometer, dieses System weist somit eine größere Ausdehnung auf als das Mutterland Dänemark.

Der längste der Fjorde erstreckt sich über eine Distanz von 340 km. Somit ist der Kangertittivaq das größte und längste Fjordsystem der Welt. Die durchschnittliche Tiefe liegt bei 400 - 600 m im Hauptbecken, in den verschiedenen Fjorden selbst sinkt sie ab auf Tiefen von bis zu 1.450 m.

Die Mündung des Kangertittivaq, diese liegt zwischen Kangikajik (Kap Brewster) und Uunarteq (Kap Tobin), weitet sich auf bis zu 29 km. Das südliche Ufer bildet eine schroffe, bis auf 1.000 - 2.000 m aufragende Basaltwand. Das nördliche Ufer hingegen ist tiefer gelegen und eher abgerundet. Nahe der eigendlichen Mündung kommt, von Norden her, der rund 75 km lange Kangersaajiva (Hurry Inlet).

Kap Brewster

Quelle - Dänische Luftwaffe


Von der Mündung aus setzt sich der Fjord über eine Distanz von rund 100 km in Richtung Westen fort, im weiteren Verlauf dreht sich die Ausrichtung leicht in Richtung Norden, im weiteren Verlauf verbreitert sich der Meeresarm und bildet die sogenannte Hall Bredning. An dem Bredning verästelt sich der Fjord stark. Der südlichste große Fjord ist der Nertiit Kangersivat (Gåsefjord), nördlich davon mündet der Ujuaagajiip Kangersiva (Fønfjord) in den Bredning.

Dieser weist ebenfalls mehrere Zuflüsse auf, von denen der größte der Flyverfjorden ist. Das den Fjord umgebende Land ist bergreich und besitzt dabei hoch aufragende Steilwände direkt am Fjordufer. An manchen Stellen finden sich auch verschiedene Gletschermündungen.


Nördlich davon liegt die große Insel Milne Land. Wiederum nördlich von dieser mündet der Ikaasagajik (Øfjord) in den Fjord, welcher sich im weiteren Verlauf in den Aqissip Kangersiva (Rypefjord) und den Ukattip Kangersiva (Harefjord) verzweigt. Dieser ist über den Rødefjord mit dem Ujuaagajiip Kangersiva verbunden.

Am nördlichen Ende des Bredning mündet der Kangersik Kiatteq (Nordvestfjord) ebenfalls in den Hall Bredning. Dieser ist auch längste Fjord innerhalb des Fjordsystems. Auch dieser Meeresarm weist mehrere Zuflüsse auf, von denen der größte der Flyverfjorden ist. Die umgebene Landmasse ist bergig und weist teils hoch aufragende Steilwände direkt am Fjord auf. Einige Stellen zeichnen sich durch Gletschereinmündungen aus.



Scoresby Senior

Quelle - Unbekannt

Die Grönlandsee vor dem den Fjord wurde wahrscheinlich erstmalig im Jahre 1607 von Henry Hudson befahren, als dieser einen neuen Seeweg nach China suchte.
Der englische Walfänger William Scoresby Sr. befuhr 1806 erstmalig den Fjord. Als sein Sohn William Scoresby Jr. im Jahre 1822 diese Region kartographierte, benannte er diesen Fjord zu Ehren seines Vaters - Scoresby's Sound. Der heutige Name Kangertittivaq ist die ostgrönländische Entsprechung des westgrönländischen Kangerlussuaq und bedeutet „Großer Fjord“.

 

Die Karte von William Scoresby

Quelle - Unbekannt


Ryder

Quelle - Dänisches Nationalmuseum

Die Exploration und damit die detailgetreue Kartierung des inneren Fjords wurde 1891/92 von dem dänischen Marineoffizier Carl Ryder vorgenommen. Im 19. Jahrhundert lebten bereits einige Menschen in der Gegend, aber gegen Ende des Jahrhunderts war diese Region Ostgrönlands vollkommen unbewohnt

Im Jahre 1911 kam entschloss sich die dänische Kolonialverwaltung die nördlicheren Bereiche Ostgrönlands zu besiedeln, um so Dänemarks Territorialansprüche auf ganz Grönland zu untermauern. 1925 wurde der Fjord schließlich neu besiedelt, indem die Kolonie Scoresbysund, das heutige Ittoqqortoormiit, sowie in den folgenden Jahren einige kleinere Siedlungen darum herum gegründet wurden. Heute ist die Stadt Ittoqqortoormiit mit rund 350 Einwohnern der einzige bewohnte Ort des Fjords
. Ein kleines Flugfeld verbindet diesen Ort mit der Westküste Grönlands auch Island wird von den Fluglinien anggeflogen.

 
(c)2024 by Axel Krack