Die Ostseite Grönlands verlangt dem Menschen weit mehr ab, als die relativ leicht zugängige Westküste mit seinen zahlreichen Siedlungen, Städten und rudimentärer Infrastruktur. Der Osten wird auch heute noch von den Elementen der Natur dominiert. Nur wenige Siedlungen haben sich daher hier etablieren können. Die Abgeschiedenheit verlangt den Menschen hier vieles ab. Hier ist die Kluft zwischen Sein und Schein noch weit größer als auf der Westseite der Insel.


Schein in so fern, das auch hier das global umfassende Internet angekommen ist. Jene Verlockung das alles möglich ist und das man sein Leben schnell und umfassend ändern kann - oder vielmehr könnte.... Es fehlt den meisten hier an an den elementaren Dingen Ausbildung, finanzielle Mittel und Verkehrsmittel. Die Jugend Grönlands eifert jedoch den gleichen Idealen oder Götzen nach wie auf dem Rest der Welt.

Als da wären die Filmschauspieler, Sportler, die Mode usw. Schnell endet hier ein Leben in der Sackgasse und leider nicht selten im Suizid. Die Selbstmordrate auf der Ostseite ist mehr als doppelt so hoch wie an der Westküste. Alkohol und Drogen tun ihr übriges. Längst sind die harten Drogen auch auf Grönland angekommen, der Weg von Kanada ist nicht weit...


Die Abgeschiedenheit dieser Region ist auch ein Problem für eventuelle Tourismus Operationen. Reisengruppen und auch Privatexpeditionen müssen sich beim Greenland Command anmelden. Zweimal am Tag müssen sie einen Statusbericht per Satellitentelefon abgeben. Sind sie dabei 24 Stunden im Verzug schickt die SAR Leitstelle die C-130 Suchflugzeuge auf die Reise um nach dem Rechten zu schauen.


Auch ist diese Region die Heimat der Polarbären. Es wäre also eine gute Idee, sich zu bewaffnen wenn man an Land kommt. In der Regel gibt es, auf Grund der Schroffheit der Küste eh nur eine Hand voll von Anlandemöglichkeiten. Der berühmte Scoresby Sund - der eigentlich ein Fjord ist, denn ein Sund besitzt zwei Öffnungen - ist wohl der Ort, welcher am häufigsten besucht wird. Das hat auch, im Falle eines Falles, praktische Gründe. Denn in der Ortschaft Ittoqqortoormiit, an der Mündung des Fjordes, gibt es ein kleines Hospital und ein Flugfeld, welches einen Transport nach Island ermöglicht.

Der Kangertittivaq - so heisst der längste Fjord der Welt übrigens auf grönländisch - hat dem Besucher viel zu bieten. Der Hal Bredning hält mindestens so viel Eisberge parat, wie der Eisfjord auf der anderen Seite.


Hier gibt es alles was das Entdeckerherz erfreut - auch heute noch, Fauna und Flora in Hülle und Fülle, und natürlich Gletscher eingebettet in phantastische geologische Strukturen. Jedoch erinnern die vereinzelten Jagdhütten - oder vielmehr Unterstände - den Reisenden daran, das er beleibe nicht der Erste Besucher dieses Ortes ist. Es beinahe so wie die Region südlich des Polarkreises in der Antarktis. Ein wenig abgeschiedener ist sie zwar jedoch nicht out of the World.

Häufiger von Touristen besucht wird die Ortschaft Ammassalik, diese ist weiter südlich gelegen. Auf hier gilt ähnliches wie zuvor, der Flugplatz in Kulusuk ermöglicht die Verbindung an die Westküste und hinüber nach Island. Häufiger befahren wird der sogenannte Prins Christian Sund. Dieser bietet dem Reisenden ein wunderschönes Ambiente in Sachen Gletscher und Topographie.

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