Der Königspinguin
- Aptenodytes patagonicus -
Die Insel Südgeorgien ist ein wundervoller Ort, dies mit Sicherheit in vielerlei Hinsicht. Die heimische Fauna, umrahmt von einer grandiosen Landschaft, übt eine derartige Faszination auf den Besucher aus, das es beinahe eine Art von Magie ist welche ihn verzaubert. Abertausende Königs Pinguine haben dieses Eiland zu ihrem Brutplatz gewählt.
Jedoch müssen Sie nicht so weit Reisen, um diesen imposanten Vertreter der südpolaren Fauna selbst einmal in Augenschein zu nehmen. Diese Seevögel sind ebenso heimisch auf dem Falkland Archipel und sie werden in einigen Zoo's gehalten, so unter anderem auch in Stuttgart, in der Wilhemina.
Bei dem Königspinguin handelt es sich um die zweitgrößte der weltweit vorkommenden Pinguinarten (Spheniscidae), diese Art wird zusammen mit dem noch größeren Kaiserpinguin zu der Gattung der sogenannten Großpinguine (Aptenodytes) gezählt. Der Königspinguin lebt überwiegend auf den subantarktischen Inseln, in großer Zahl auf der Insel Südgeorgien, sowie auf weiteren subantarktischen Inseln. Kleinere Bestände der Vögel finden sich auch auf den Falklandinseln (ca. 940 Brutpaare bei Volunteer Point).
Der weltweite Bestand dieser Großpinguinart ist stark angewachsen. Auf eine Zahl von rund 3 Mio. Tiere, im Bereich der Subantarktis, wird ihr derzeitiger Bestand geschätzt. Die kräftige Zunahme der Populationen, nach einem durch Raubbau bedingten Tiefstand, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, fällt zusammen mit dem jagdbedingten Niedergang der subantarktischen Walbestände, welche zu den schärfsten Nahrungswettbewerbern der Vögel, in der entsprechenden ökologischen Nische, zählen.
Ein ausgewachsener Königspinguin misst für gewöhnlich zwischen 85 - 95 cm in der Höhe und bringt ein Gewicht von ca. 12 - 14 kg auf die Waage. Die Weibchen dieser Art wiegen im Durchschnitt 2 kg weniger auf die Männchen. Die Tiere können durchaus ein Alter von bis zu 20 Jahren erreichen. Mit sehr viel Erfahrung können Sie vielleicht Männchen und Weibchen voneinander unterscheiden. Wenn diese dann gleichaltrig sind und nebeneinander stehen.
Bei dieser Art der Pinguine ist der besonders lange, schmale Schnabel sowie die auffällige orange Färbung an der Hals- und Ohrenpartie ausgesprochen charakteristisch.
Die Großpinguinarten können, wie ihre kleineren antarktischen Artgenossen und alle anderen Pinguinarten, ebenfalls nicht fliegen. Allerdings können sie zeitlich sehr ausgedehnt tauchen und schwimmen. Die durchschnittliche Tauchtiefe eines Königspinguins ist mit einem Wert von ca. 300 m angegeben, im Extremfall jedoch erreicht er auch Tiefen von 500 m. Die Tauchzeiten dieser Seevögel können mehrere Minuten andauern.
Der Königspinguin bringt es im Durchschnitt auf 150 Tauchgänge pro Tag, bei mehr als der Hälfte dieser Tauchgänge dringt der Vogel in Tiefen von über 50 m vor. Eine hohe Speicherleistung des Sauerstoffes im Myoglobin, ein dem Hämoglobin verwandtes Muskelprotein, gewährleistet diese außerordentlich hohe Tauchleistung dieser Vögel.
Die Königs Pinguine ernähren, sich in der Hauptsache, von kleinen Fischen, Krill und Tintenfischen. Pro Jagdausflug können sie bis zu 20 kg dieser Meerestiere erjagen und zu sich nehmen. Ihre Hauptgebiete, welche sie für ihre Nahrungssuche frequentieren, liegen jedoch allesamt auf dem offenen Meer, meist weit entfernt von den Inseln, auf denen sie ihren Nachwuchs aufziehen.
Die Königspinguine leben im Allgemeinen sehr gesellig, sie jagen in Gruppen und bilden zum Brüten zum Teil große Kolonien mit bis zu mehreren Zehntausenden Paaren. An Land haben ausgewachsene Königspinguine keine natürlichen Feinde zu fürchten. Einzig ihre Eier und kleinen Jungen müssen sie vor den gelegentlichen Angriffen der Riesensturmvögel schützen. Im Meer lauert für sie das größere Gefahrenpotenzial, in Form von Schwertwalen und von Seeleoparden.
Ein vollständiger Brutzyklus dauert, bei den Königspinguinen, nahezu 14 Monate an, deshalb ist es ihnen nicht möglich alljährlich, wie allgemein bei Vogelarten üblich, eine erfolgreiche Brut durchzuführen. Sie kommen, wenn alles für sie gut verläuft, somit auf 2 Jungvögel in 3 Jahren. Sie brüten dabei bevorzugt auf den flachen Küstenabschnitten gleich hinter den Stränden, in unmittelbarer Reichweite des Meeres.
Der erste Brutzyklus der Vögel beginnt im Allgemeinen im Monat November, also im Frühsommer auf der Südhalbkugel, mit den Paarungsritualen. Im Monat Dezember legt das Weibchen ein einzelnes, ca. 310 g schweres, grünlich weiß gefärbtes Ei.
Während der Brutzeit fallen den adulten Tieren ein Teil der Beinfedern aus, damit das Ei einen engeren und damit wärmeren Kontakt zum Körper des Vogels bekommt. Männchen und Weibchen bebrüten das Ei gleichermaßen, in einem 2 - 3 wöchigen Wechsel, während der durchschnittlich 55 Tage an dauernden Inkubationszeit, in dieser Hautfalte. Das nicht brütende Elterntier geht während dieser Zeit auf eine ausgedehnte Futtersuche.
Nach dem Schlüpfen benötigt das Jungtier weitere 9 Monate den elterlichen Schutz, Fürsorge und Ernährung. In den ersten 30 - 40 Tagen bleiben die Jungvögel noch zwischen den Füßen ihrer Eltern, bis sie über ein erstes Daunenkleid verfügen und sie dadurch ihre Körpertemperatur selbst regulieren können.
Während dieser Aufzuchtphase wechseln sich die Eltern in unregelmäßigen Abständen von jeweils 3 - 14 Tagen ab, gelegentlich bilden die Küken auch kleine Gruppen aus, dann gehen beide Elternteile auf die Jagd. Es kann zu großen Futterpausen für die Jungvögel kommen, während der Wintermonate können sich die Futterpausen auf einen Zeitraum von bis zu 3 Monaten ausdehnen, während dieser Zeit können die Küken, ohne bleibende Schäden, durchaus bis zu 70 % ihres Körpergewichtes verlieren.
Erst nach dem Ablauf von 10 - 13 Monaten erfolgt bei den Küken der Wechsel vom jugendlichen braunen Daunengefieder zum Erwachsenengefieder und schließlich die Loslösung des Jungvogels von seinen Eltern.
Der 2. Brutzyklus, der Königspinguine beginnt, nach einer Phase der Regeneration, mit der Eiablage im Monat Februar und dem Schlüpfen der Jungen im April. Aufgrund des Shifts in der Brutzeit zwischen den Zyklen sind in den Kolonien ständig alle Entwicklungsphasen der Küken vorhanden.
Dank diesem Wechsel im Brutzyklus ist es Ihnen so möglich zu jederzeit die verschiedenen Stadien der Entwicklung zu beobachten. Sie finden also brütende Altvögel und fast vollständig durch gefiederte Jungvögel gleichzeitig in der Kolonie vor.
Viele Geschichten, wahr oder vielleicht weniger wahr, ranken sich um diesen Vogel. So hält sich hartnäckig die Story, das einst Walfänger einige dieser Pinguine mitgenommen haben auf die norwegischen Lofoten Inseln. Es war wahrscheinlich der missglückte Versuch diese Vögel hier anzusiedeln. Der Erzählung nach lebten sie eine Weile auf diesem norwegischen Archipel.
Allerdings vermochten sich die Königs Pinguine in Norwegen nicht vermehren. Auch war das Nahrungsangebot im Nordatlantik ein anderes als was diese Seevögel gewohnt waren zu sich zu nehmen. Einer nach dem anderen verschwand, vielleicht ist der eine oder andere auch den Schwertwalen zum Opfer gefallen.
Der letzte von ihnen soll eines grausamen Todes gestorben sein. Eine Bäuerin begab sich in ihren Garten und sah dieses komische Tier und schlug mit dem Besen auf den letzten Vogel ein.
Ob diese Geschichte aus dem kalten Norwegen der Wahrheit entspringt kann ich leider nicht mit Gewissheit sagen. Überlegungen Tiere des Nordens im Süden anzusiedeln gibt es immer wieder einmal. Die Triebfeder des Ganzen ist der vollziehende Klimawandel, welcher die Region der Arktis momentan stärker in Mitleidenschaft zieht als die der Antarktis.
Kälte und Eis sind nur auf den ersten Blick identisch. Die Komplexizität der Ökosysteme ist weit größer, als die meisten von uns wissen oder annehmen. Besonders der Polarbär gerät öfter in den Fokus dieser ökologischen Stümper. Er könne doch in der Antarktis angesiedelt werden.... Klasse, willkommen im Schlaraffenland der Bären.