Der westliche, und oft zugängliche Teil des Weddell Meeres


In seinem, im Jahre 1950 publizierten, Buch über den weißen Kontinent schrieb der Historiker Thomas R. Henry über die Weddell See folgende Zeilen:


"The Weddell Sea is,
according to the testimony of all
who have sailed through its berg filled
waters, the most
treacherous and dismal
region on earth.
The Ross Sea is the relatively
peaceful,
predictable, and safe."

"Die Weddell See ist nach meiner Erfahrung nach,
einer der heimtückischsten mit Eisbergen
gefüllten Gewässer auf der Erde.
Die Ross See dagegen ist relativ sicher und friedfertig."


In der Weddell See existiert der klarste Wasserkörper der Weltmeere. Der in der Weddell See vorhandene Wirbel stellt eines der wichtigsten Strömungsgebilde des gesamten südlichen Ozeans dar. Dieser Wirbel fungiert als eine wichtige thermohaline Strömungspumpe in dieser Region der Ozeane und trägt somit auch für die Sicherstellung der Nährstoffversorgung in den verschiedenen Wasserschichten bei.

Die Weddell See, ist wohl eines der tückischsten und gefährlichsten Meere der Welt. Sie ist auch die Heimat der gigantischen Tafeleisberge. Ein gnadenloser Mahlstrom antarktischer Eismassen macht das Navigieren in diesen Gewässern zu einer ständigen Herausforderung wenn nicht gar zu einer latenten Gefahr. Selbst moderne Eisbrecher stoßen hier schnell an ihre technischen Grenzen, selbstverständlich auch die Kreuzfahrtschiffe, welche sich bis hierher wagen.

 


Strömungen, Wind und Eisgang sind eine gefährliche Mischung. Zwei große Expeditionen, jeweils mit erfahrenen Männern, mussten dies einst leidvoll erfahren, am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein jeder von Ihnen wird wohl von der legendären Reise der HMS Endurance, unter dem Kommando von Sir Ernest Shackleton, gehört haben und ihrer nahezu beispiellose Odyssee im Eis der Weddell See. Selbst starke Eisbrecher wie die russische Klebnikov und auch der Forschungseisbrecher Polarstern mussten sich oft geschlagen geben und darauf hoffen, dass der Mahlstrom sie wieder gehen lässt.


Meist bleibt es, auf Grund des Eisganges und der hier häufig anzutreffenden katabatischen Winde, nur bei einer kleinen und kurzen Stippvisite in dem Antarctic Sound. Selten dringen Schiffe, aufgrund der schnell wechselnden Wind- und Eisverhältnisse, beispielsweise bis nach Snow Hill Island oder den anderen Inseln in der Weddell See vor.

Auch wenn, wegen des Eisganges und der häufigen starken Winde, oft keine Anlandung möglich sein sollte, so ist es dennoch immer ein grandioser Anblick, welcher sich dem Besucher hier bietet. Hunderte Eisberge, in allen Formen und Größen, driften aus der Weddellsee hinein in den Antarctic Sund.

Auch die gigantischen Riesen sind zahlreich unter ihnen zu finden, die berühmten Tafeleisberge, sie sind Bruchstücke der nahen Schelfeisgebiete, insbesondere des Ronne - Filchner Eisschelfs, aber auch von einigen kleineren Eisschelfen, vornehmlich an der Ostseite der antarktischen Halbinsel gelegen.

 


Hier in der Wedellsee bekommt der Antarktis Besucher einen kleinen Eindruck von der eigentlichen Antarktis, der imposanten, ungebändigten Natur des eisigen Kontinents - der wahren Antarktis. Der eisige Odem der nahezu unendlichen polaren Weite des Südkontinents raubt einem zuweilen den Atem, wörtlich oder auch im übertragenen Sinne. Hier in der Weddellsee wurde einst auch Geschichte in der Eroberung des letzten Kontinents geschrieben, hier entstanden die Legenden. Fast scheint es dem Besucher so wenn er sich hier aufhält, als würde jeden Moment Shackleton's Männer mit ihren zerbrechlichen Booten hinter den Eisbergen aus einer Schneebö hervorkommen.

Die Weddellsee ist jedoch ein nahezu grandioser Ort, wo die interessante Historie, zusammen mit einer großartigen Natur, untrennbar miteinander kombiniert wird. Das Weddell Meer ist unzweifelhaft eine raue Schönheit, welche ihre Nähe zum Eis des antarktischen Kontinents nicht verleugnen kann. Häufig wird der Besucher an diese Tatsache erinnert, wenn ihm das Eis seinem eiskalten Odem entgegen sendet.


Hier heißt es für den Besucher, und insbesondere für die Crew, ständig auf der Hut zu sein, permanent muss die Bewegung der zahlreichen Eisberge, welche hier nahezu gigantische Ausmaße annehmen können, und die des Meereises beobachtet werden. Wind und Strömungen können die eisige Falle schnell hinter einem zuschnappen lassen und selbst starke Eisbrecher können hier in die gestellte Falle der Natur laufen.


Der östlich gelegene Bereich der Weddellsee ist für den Touristen nicht zugänglich, auch dann nicht wenn dieser mit den neuen Touristeneisbrechern unterwegs ist. Hierher wagen sich nur die starken Forschungseisbrecher um die entsprechenden Forschungsstationen zu versorgen. Selbst diese haben bisweilen Probleme den Weg durch das Eis zu bahnen.

- Eis kann man nicht besiegen....!!! -


Windarme und sonnige Tage sind hier, in diesem Gebiet der Antarktis, eher ein Geschenk, aber auch die sturmgepeitschte See ist ein Abenteuer mit einem gewissen Reiz. Der Reisende fühlt sich sicher und geborgen auf seinem Schiff, welches den Naturgewalten trotzt. Aber aus der scheinbaren Sicherheit kann schnell ein Desaster werden, wenn die Technik versagt (sie hat es bereits mehrfach in der Vergangenheit getan und sie wird es wieder tun), auch in der heutigen Zeit.


In der Antarktis Saison 2022/23 hat sich heraus gestellt, dass die sommerlich Ausdehnung des Meereseises die geringste Ausdehnung erfahren hat, seit der Aufzeichnung dieser Parameter. Diese Entwicklung hat, sollte sie andauern, eine katastrophale Auswirkung auf das maritime Ökosystem des Südpolarmeeres. Die Folgen sind bis jetzt nicht abzuschätzen. Es könnte sein das, zusammen mit der Veränderung der Temperatur in der Wassersäule, sich hier ein sogenanntes "Kippelement" (quasi ein Schalter) etabliert. Das komplette, wohl ausbalancierte, System im Südpolarmeer könnte ins Wanken geraten.

Diese Veränderung zieht globale Veränderungen im Klimagefüge des Planeten nach sich - sollte diese eintreten.

Für die Reiseunternehmen und die Besatzungen der Schiffe war dieser Umstand ein Glücksfall. Konnte man doch wesentlich einfacher und tiefer in dieses Seegebiet vorstossen.

 
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